Opioide bei Rücken- oder Arthroseschmerzen ohne Vorteile gegenüber anderen Schmerzmitteln
Opioide lindern Rücken- oder Arthroseschmerzen nicht besser als andere
Analgetika. Dies zeigen die Ergebnisse einer randomisierten klinischen Studie im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2018; 319: 872–882).
Die freizügige Verordnung von Opioiden hat in den USA viele Schmerzpatienten abhängig gemacht. Dabei trifft die verbreitete Annahme, dass Morphine Schmerzen generell besser lindern als andere Mittel, nicht immer zu.
In der SPACE-Studie („Strategies for Prescribing Analgesics Comparative Effectiveness“) wurden 240 US-Veteranen, die seit mehr als 6 Monaten unter chronischen Rücken- oder Arthroseschmerzen in Knie oder Hüfte litten, auf 2 Behandlungsstrategien randomisiert.
In der Opioidstrategie erhielten die Patienten zuerst
Morphin IR („immediate release“), eine Kombination aus Hydrocodon und Paracetamol oder Oxycodon IR. Wenn die erhoffte Wirkung ausblieb, wurde in Schritt 2 ein Retard-
Morphin und in Schritt 3 transdermales Fentanyl verordnet.
In der Nichtopioidstrategie wurde zunächst Paracetamol oder ein nichtsteroidales entzündungshemmendes Medikament (NSAID) verordnet. In Schritt 2 wurde ein adjuvantes orales Medikament (Nortriptylin, Amitriptylin, Gabapentin) hinzugefügt und eine topische Behandlung mit
Analgetika (Capsaicin, Lidocain) versucht. Schritt 3 beinhaltete Arzneimittel wie Pregabalin oder Duloxetin, die eine Genehmigung benötigen, oder das
Opiat Tramadol.
Primärer Endpunkt der Studie waren die funktionellen Einschränkungen durch die Schmerzen, der wichtigste sekundäre Endpunkt die Schmerzintensität (beides gemessen mit dem BPI-Fragebogen „Brief Pain Inventory“).
Doch die Erwartung, dass die Opiate die Schmerzen schneller lindern und die Patienten eher von den funktionellen Einschränkungen befreien, sollte sich nicht erfüllen. Wie Erin Krebs von der Veteranenbehörde in Minneapolis und Mitarbeiter mitteilen, wurden die Schmerzen unter der Nichtopioidstrategie sogar stärker gelindert: 63 von 120 Patienten berichteten von einem Rückgang der Schmerzintensität um mindestens 30 %. Unter der Opioidstrategie gelang dies nur bei 48 von 120 Patienten. Der Unterschied war, wenn auch nur knapp, statistisch signifikant.
Die Opioidstrategie war mit mehr Nebenwirkungen verbunden und es kam häufiger zum Therapieabbruch. Der einzige Vorteil war ein Rückgang der Angstreaktionen, was durch die Wirkungsweise der
Opioide erklärt werden kann, den Einsatz der Mittel bei Rücken- oder Arthroseschmerzen nach Ansicht von Erin jedoch keinesfalls rechtfertigt.
Quelle:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... erzmitteln